Ich schreibe mir beim Lesen eigentlich immer Zitate und Schnipsel heraus, die mir besonders gut gefallen, oder die die Handlung des Buches in wenigen Worten auf den Punkt bringen. So habe ich es auch bei Clarissa Bühlers Werk Wechselbalg gemacht, das ich vor einigen Wochen als Rezensionsexemplar lesen durfte.
Wechselbalg ist ein vielseitiger Roman aus drei Perspektiven – darum gibt es jetzt eine kleine Reise durch Clarissas Buch, indem ich euch zu einigen meiner liebsten, interessantesten Stellen entführe.

Das Buch dreht sich um zwei Brüder, Mo und Joe, die von ihren Eltern eigentlich nur als Stammhalter bekommen wurden, in ihrer Familie aber keine Liebe oder Zuneigung erfahren. Besonders der jüngere Bruder, Joe, leidet unter der Situation:
Robbie und Mo waren die Familie gewesen, um die sich mein Leben gedreht hatte. Und nun waren sie beide plötzlich weggebrochen.
Clarissa Bühler (2023): Wechselbalg, S. 71
Er fühlt sich in seiner Familie wie das fünfte Rad am Wagen, ungeliebt und missachtet:
Aber gut, da ich ein Wechselbalg war und es mich in unserer Familie eigentlich gar nicht hätte geben sollen, war es wohl nicht überraschend, dass meine Gefühlswelt nicht mit der von Mo, Vater, Mutter oder der Hexe übereinstimmte.
Clarissa Bühler (2023): Wechselbalg, S. 72
Die Brüder haben eine besondere Beziehung zu einem Erwachsenen in ihrem Leben, der allerdings nicht ihr Vater ist:
„Ich hab dich lieb, Robbie.“, flüsterte ich. „Ich hab dich so lieb.““Ich dich auch, Joe.“, murmelte er. Sanft drückte er mir einen Kuss aufs Haar. „Wir müssen nur noch zwei Jahre lang durchhalten. Dann wird alles gut.“
Clarissa Bühler (2023): Wechselbalg, S. 87
Du bist zu gut für diese Welt, Mo. Du solltest in einem alten Film leben, wie ein Gentleman … oder in einem Paralleluniversum, wo die Leute noch Anstand und Moral haben.
Clarissa Bühler (2023): Wechselbalg, S. 132
Und beide Brüder stehen im Spannungsfeld dessen, was von ihnen erwartet wird, und deessen, was sie selbst eigentlich wollen und fühlen.
„Es geht nicht darum, wie man sich fühlt, oder?“, fauchte Mo. „Es geht darum, was man im Leben macht. Unsere Ahnen haben uns nicht auf dieses Leben vorbereitet, damit wir es vergeuden.“ Camille verdrehte die Augen. „Deine Ahnen-Macke ist unglaublich […].“
Clarissa Bühler (2023): Wechselbalg, S. 165
Können sie ihre einengenden, psychisch herausfordernden Familienverhältnisse hinter sich lassen?
„Und … danach?“, fragte ich vorsichtig. Ich sah mich schon lebenslang in einer Gummizelle sitzen, einer dieser durchgeknallten Verwandten, die es in jeder reichen Familie geben musste.“Danach ziehen wir beide weg. Nur wir beide.“
Clarissa Bühler (2023): Wechselbalg, S. 209
„Können wir nicht so leben wie … normale Leute?“
Clarissa Bühler (2023): Wechselbalg, S. 292
Das ist nicht fair, dachte ich maulig, während ich mein Gesicht gegen die warme Decke presste. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass frische Wäsche in einer normalen Wohnung nicht einfach vom Himmel fiel? Das konnte man mir doch nicht vorwerfen …
Clarissa Bühler (2023): Wechselbalg, S. 422
Marie sah ihn so verständnislos an, als hätte er Chinesisch geredet. (Was Mo übrigens auch konnte, aber das ist eine andere Geschichte).
Clarissa Bühler (2023): Wechselbalg, S. 429
Wer da?, hörte er Robbies vertraute Stimme aus dem Inneren rufen. Freund oder Feind? Weißt Euch aus!Freund, murmelte Mo automatisch. Einer der Drei.
Clarissa Bühler (2023): Wechselbalg, S. 467
Auf meinem Blog findet ihr meine Rezension zu Wechselbalg und zwei Interviews mit Clarissa Bühler – eines über ihr Buch und das Schreiben und ein kurzes zum Thema Selfpublishing.