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Unpopular opinion: Farbschnitte sind überbewertet

Zurzeit sehe ich sie überall auf Instagram und Tiktok, sie bilden Grüppchen in diversen Buchhandlungen und locken Leser:innen mit ihrer farbenfrohen Pracht an. Die Rede ist von Farbschnitten bei Büchern, einem relativ neuen, dafür aber immer mehr um sich greifenden Trend am Buchmarkt. Und ich muss gestehen: ein Trend, den ich nicht verstehe.

Was ist ein Farbschnitt?

Ein farbiger Buchschnitt bedeutet, dass die Schnittkanten des Buchblocks bemalt oder dedruckt wurden. Dabei habe ich schon einfärbige Farbschnitte, Charaktere der Geschichte, Blumen, Muster und vieles mehr als Farbschnitt gesehen.

Außen hui – innen pfui?

Okay, das klingt erst einmal provokativ, ich gebe es zu. Wie man durch meinen Blog vielleicht schon mitbekommen hat, liebe ich das Lesen, das Eintauchen in Geschichten. Ich gebe zu, ich freue mich natürlich auch, wenn ich ein fertig gelesenes Buch in mein Regal stellen kann (auch wenn ich – gerade Rezensionsexemplare – auch sehr gerne als ebook annehme), und das ein oder andere hübsche Cover hat schon mal meine Aufmerksamkeit gefangen genommen und auf ein Buch gelenkt – aber mit Farbschnitten kann man mich (leider?) nicht locken.

Einerseits kommt es mir vor, als wären Farbschnitte eine gute Gelegenheit, ein Buch teurer zu verkaufen (und ich gönne Autor:innen wirklich jeden Cent), ohne Leser:innen wie mir dabei einen Mehrwert zu liefern, andererseits finde ich, dass die Geschichte, der Schreibstil, die Handlung viel mehr zählen sollten, als das Aussehen eines Buchs.

Auch ich habe gerne schöne Cover im Regal stehen und verstehe auch, wenn man sich besondere Auflagen eines (Lieblings-)Buches gönnt (dazu zählen auch Farbschnitte), einfach weil man das Buch liebt und es auch in einer „besonderen“ Verpackung zuhause haben möchte. Allerdings finde ich es schade, wenn am Buchmarkt ein Wettbewerb entbrennt, der sich darum dreht, wer wen mit der schönsten und aufwändigsten „Verpackung“ übertrumpfen kann, denn dabei gibt es, meiner Meinung nach, einig Verlierer: neben Leser:innen, die deutlich mehr für ein Buch ausgeben (müssen?) sind es nämlich Kleinverlage und Selfpublisher:innen, die sich solch aufwendige und teure Gestaltungsmöglichkeiten schlicht und einfach oftmals nicht leisten können.

Ein Buch, dass dann neu heraus kommt und keinen glitzernden Einband oder Farbschnitt hat, kann daraus bestimmt Nachteile erfahren – in Gesprächen mit machen Selfpublisher:innen habe ich bereits die Sorge mitbekommen, sich so etwas einfach nicht leisten und den Leser:innen somit nicht bieten zu können. Und dann steigt die Angst, neben den ohnehin schon zahlungskräftigeren Verlagsgrößen komplett unsichtbar (und un-glitzerig) zu werden.

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