Allgemein, Hot Topic: Selfpublishing

Sind Selfpublisher:innen Einzelkämpfer:innen?

Mal eben eine Buchidee gehabt, alles an einem Nachmittag in Word runtergetippt, fertig – und schon steht das Buch zum Verkauf. Oder etwa doch nicht? So einfach stellen sich viele Selfpublishing vor. Manchmal habe ich das Gefühl, so stellen sich Leute das Selfpublishing vor. Doch neben einer Idee braucht es noch viel mehr, um eine Geschichte als Buch veröffentlichen zu können. Braucht es ein Mitwirken von außen? Sind Selfpublisher:innen Einzelkämpfer:innen?

Die ehrliche Antwort lautet: Jein.

Selfpublisher:innen beginnen oft als Einzelkämpfer:innen, doch ganz oft finden sie sich schnell in vielen anderen Rollen wider: Networker, Organisator:innen, Marketingverantwortliche:r, Coverdesigner:innen und vielen mehr.

Verantwortung tragen – für alles

Schreiben, Lektorat machen bzw. die Arbeit mit Lektor:innen organisieren, Cover beauftragen oder selbst gestalten, Formatierung bearbeiten, Veröffentlichung planen und durchführen, Marketing machen, Lesungen organisieren. Dazu Kund:innenkontakt, Feedback einholen, auf Leser:innen reagieren, präsent sein usw.

Entscheidungen selbst treffen

Es gibt keinen Verlag, der mitredet – weder im Titel, Umfang noch im Veröffentlichungszeitpunkt. Das bedeutet, alles kann (und muss) selbst bestimmt werden.

Oft mit begrenztem Budget arbeiten

Viele finanzieren ihre Bücher selbst, was bedeutet, dass sie mit begrenzten Mitteln sehr viel stemmen müssen (siehe die bereits erwähnten Punkte).

Schreiben benötigt Raum und Zeit

Der kreative Prozess (Schreiben, Überarbeiten, Plotten) braucht auch Raum und Zeit. Einen Ort, an dem man in Ruhe plotten, schreiben, korrigieren kann, und Zeit, neben Familie, Brotjob und anderen Verpflichtungen das eigene Buchprojekt voranzubringen.

Nicht nur Einzelkämpfer:innen…

Trotzdem denke ich, dass Selfpublisher:innen nicht nur Einzelkämpfer:innen sind, sondern auch auf ein Netzwerk zurückgreifen.

Netzwerke aufbauen

Viele sind aktiv in Selfpublishing-Foren, Schreibgruppen, Buchcommunities auf Instagram, Discord oder TikTok. Sie vernetzen sich untereinander und mit anderen Menschen aus der Buchbranche und darüber hinaus.

Zusammenarbeit mit anderen Profis

Lektor:innen, Korrektor:innen, Coverdesigner:innen, Setzer:innen, Illustrator:innen, Coaches – sie alle arbeiten oft leise, aber wesentlich im Hintergrund mit und gehören zum Team eines/einer Selfpublisher:in dazu.

Voneinander lernen

Die Selfpublishing-Community ist meiner Erfahrung nach zu großen Teilen offen, hilfsbereit, wissbegierig und bereit, Wissen zu teilen – über Social Media, Tools, Marketingstrategien oder Fehler, die man vermeiden kann.

Eine eigene Fanbase aufbauen

Viele Selfpublisher:innen, die ich kenne, interagieren direkt mit ihrer Leserschaft. Selfpublisher:innen bauen oft eine sehr enge Beziehung zu ihren Leser:innen und Blogger:innen auf, sei es über Social Media, Newsletter, Messen oder Lesungen.

Fazit

Selfpublisher:innen tragen viel Eigenverantwortung – aber sie sind keine isolierten Einzelkämpfer:innen im stillen Schreibstübchen. Sie sind Autor:innen, Marketingverantwortliche, Netzwerker:innen und kreative Unternehmer:innen, die sich ihre Strukturen oft selbst schaffen (müssen und können). Das alles ist viel Arbeit, bietet aber auch viel Freiheit. Dabei kämpfen sie täglich darum, dass sie und ihre Bücher gesehen werden und ihre Leser:innen finden und erreichen.

Mein Fazit lautet also: Selfpublisher:innen sind oft Einzelkämpfer:innen – aber sie kämpfen nicht allein. Sie haben Verbündete an ihrer Seite: Leser:innen, Blogger:innen, Dienstleister und ihre Communities.

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