
Zum dritten Advent stelle ich euch heute in unserem Adventinterview Jacqueline L. Carlton vor – oder besser gesagt stellt sie sich euch durch meine Fragen vor 😊. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen und einen schönen dritten Advent.
Liebe Jacqueline, schön, dass du bei meinen Adventinterviews dabei bist. Stell dich meinen Leser:innen doch einmal kurz vor 😊
Einen wunderschönen 3. Advent für euch alle! Vielen Dank, dass ich dieses Jahr bei deinen Interviews dabei sein darf. Ich bin J. L. Carlton, wobei das „J.“ für Jacqueline steht. Ich lebe mit meinem Mann in Süddeutschland und habe eine Schwäche für grünen Tee, dunkle Schokolade und Single Malt Whisky. Ich bin zwar Schwäbin, aber wenn ich mir sehr große Mühe gebe, dann kann ich auch Hochdeutsch 😉
😀 Dunkle Schokolade liebe ich auch! Du schreibst seit fast 10 Jahren im Genre Genre Gay Romance, welches deiner Bücher sollten neue Leser:innen als erstes von dir lesen – und warum?
Das ist eine sehr gute Frage – ich denke, es kommt auf das Genre an. Wer gerne BDSM-Romane liest, kommt bei „Macht und Ohnmacht“ voll auf seine Kosten. Wenn es eher eine Dystopie sein darf, dann ist „Königliches Blut“, genau das richtige. Aber wenn ich meinen persönlichen Lieblingsroman nennen sollte, dann ist das „Pas des deux – Frühling in Paris“. Damit habe ich mir selbst den Wunsch nach einem Ballett-Roman erfüllt und er nimmt in meinem Herzen einen besonderen Platz ein.
Das verstehe ich – ich finde das Schöne am Lesen – und eigentlich auch Schreiben – ist ja, dass man viel „ausprobieren“ kann, was man im echten Leben vielleicht nicht tun würde. Du bist schon früh zum Schreiben gekommen, welche literarischen Vorbilder oder Erlebnisse haben dich zum Schreiben gebracht?
Fanfictions. Nein, im Ernst. Ich habe mit Fanfictions angefangen. Auslöser dafür war das ziemlich offene Ende des Films „Labyrinth“ mit David Bowie. Wenn es um Vorbilder geht, dann kann ich zwei Frauen nennen: Minette Walters (wahnsinnig gute Krimis) und Georgette Heyer (humorvolle und intelligente Regency-Romance).
Dein Debütroman Macht und Ohnmacht: Versuchung erschien 2017, gefolgt von mehreren weiteren Titeln – wie hat sich dein Schreiben und dein eigener Anspruch an Geschichten seitdem verändert?
Nach der ersten Veröffentlichung bin ich mit mir selbst sehr kritisch geworden. Es fällt mir nicht mehr so leicht, einfach draufloszuschreiben. Früher ging mir das wesentlich lockerer von der Hand. Mittlerweile ist das nicht mehr so.
Wie sieht dein Schreiballtag aus?
Ich quetsche das Schreiben zwischen Brotjob, Leben und Schlaf. In den letzten Monaten habe ich damit allerdings pausiert, weil ich nach einer langen Erkrankung erst wieder Fuß fassen und zu mir selbst finden musste.
Viele deiner Leser:innen schätzen deine ehrlichen Emotionen und intensiven Beziehungen zwischen deinen Figuren – wie findest du das Gleichgewicht zwischen Tiefgang, Gefühl und Spannung, gerade im romantischen Kontext?
Das ist eine sehr gute Frage. Darüber habe ich noch nie nachgedacht, da ich auch beim Schreiben selbst nicht darüber nachdenken muss. Das fließt. Einziges Kriterium: es muss sich für mich „echt“ anfühlen und logisch nachvollziehbar sein. Ich kenne meine Protagonisten und weiß deshalb ziemlich genau, wer wann was warum tun oder sagen würde und was eben nicht. Was ist die Motivation von Person A und was will sie erreichen und wie kommt sie da hin? Das dann im Kontext des Antriebs von Person B zu sehen kann für ausreichend Spannung sorgen. Wenn das in sich stimmig ist, kommt der Rest fast von allein.
Auf deiner LovelyBooks-Seite weist du auf deinen YouTube-Kanal hin, auf dem du Lesungen veröffentlichst – wie wichtig ist dir der direkte Kontakt zur Leserschaft, und wie beeinflusst das deine Schreibweise oder Themenwahl?
Der Kontakt ist mir sehr wichtig. Das habe ich schon beim Fanfiction-Schreiben sehr geschätzt. Aber leider findet dieser Kontakt kaum statt. Es wird sehr wenig kommentiert und wenn, dann hat man – je nach Plattform – meist keine geeignete Möglichkeit um darauf zu antworten. Für Social Media fehlt mir oft die Zeit und auch die Nerven. Deshalb trete ich dort auch kaum noch auf eine Weise in Erscheinung, die mich dem Algorithmus sympathisch machen würde.
Gibt es eine Geschichte oder einen Charakter von dir, der eine besondere Bedeutung für dich hat?
Sinclair aus „Macht und Ohnmacht“ und Victor aus „Königliches Blut“ nehmen natürlich einen sehr besonderen Platz in meinem Herzen ein. Aber auf diese Frage werde ich dennoch mit Mike aus „Pas de deux“ antworten. Am Anfang des Romans fühlte er sich als absoluter Verlierer und sein Leben hat für ihn keinen Glanz mehr. Aber er stellt sich – wenn auch missmutig – den kommenden Herausforderungen und am Ende zeigen sich ihm ganz neue Wege auf und für ihn beginnt ein neuer Lebensabschnitt, womit er nie gerechnet hätte. Niemals aufgeben, sich niemals hängen lassen (zumindest nicht auf Dauer) – wie wichtig das ist, ist mir erst einige Zeit nach dem Schreiben dieses Romans aufgegangen. Nie denken, man wäre am Ende der Fahnenstange angelangt. Das Leben hält noch viele Überraschungen, viel Neues und viele Wendungen bereit.
Viele Leser:innen lesen gerade zu Weihnachten viel. Was macht deine Bücher zum perfekten Weihnachtsgeschenk?
„Königliches Blut“ spielt im schottischen Winter. Wichtige Szenen sogar an Weihnachten und Silvester. Das macht diese Dilogie als Weihnachtsgeschenk natürlich sehr passend 😉
Alle meine Romane haben auch mitten in der tiefsten Tragik noch immer Witz. Der Humor kommt auch in den dämlichsten Situationen durch. Ganz wie im richtigen Leben. Wer also genug vom weihnachtlichen Zuckerguss hat, der findet bei mir Dialoge mit Biss, Witz und Esprit.
Wie verbringst du selbst den Advent, gibt es Rituale, die dir wichtig sind, oder kleine Gewohnheiten?
In der Regel sind in meinem Brotjob die Wochen vor Weihnachten am stressigsten. Deshalb bleibt da kaum noch Zeit für etwas Anderes. Zumindest kaufe ich mir jedes Jahr für meinen Schreibtisch einen Weihnachtsstern.
Wenn dein Jahr 2025 ein Adventkalender wäre: Welche „Türchen-Momente“ haben dich besonders berührt?
Mein Stand auf der Queer Book Fair in Frankfurt. Das war grandios. Ich habe mich so sehr gefreut, dass ich nach einigen Jahren der Abstinenz tatsächlich dabei sein durfte und konnte. Es war so schön, alle wieder zu sehen! Aufregend war auch die Stuttgarter Buchmesse. Es gab auch noch einen privaten Moment, der sehr bewegend für mich war, den ich aber an dieser Stelle für mich behalten möchte.
Klingt, als hättest du viele schöne Momente gehabt. Welche Pläne hast du für 2026 und was wünscht du dir für 2026?
Pläne habe ich wahnsinnig viele. (Unter anderem Teil 3 zu „Macht und Ohnmacht“ zu schreiben, was ich schon seit einem Jahr verspreche…) deshalb wünsche ich mir für 2026 auf jeden Fall Gesundheit, Zeit und auch Muße zum Schreiben, Energie und Durchhaltevermögen.
Global gesehen wünsche ich mir Frieden für die Ukraine und für so manche Personen auf der politischen Weltbühne mehr Vernunft und Empathie.
Die Wünsche kann ich nur so unterschreiben und wünsche dir alles Gute fürs neue Jahr. Danke für deine Zeit und deine Antworten 😊
Ich danke dir für diese wunderbaren, durchdachten und interessanten Fragen.
Freut mich, dass sie dir gefallen haben 😊
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