
Titel: Agonie auf der Rolltreppe
Autor: Sebastian Kreimeier
352 Seiten
Genre: Dystopie
ET: 3.3.2023
erschienen im Selfpublishing via tolino media
Rezensionsexemplar
Der Kapitalismus ist die vorherrschende Wirtschaftsform auf der Welt und hat sich ins Extreme gesteigert. Menschen werden rein an ihrer Arbeitskraft gemessen – kann man nicht arbeiten, oder nur wenig, wird man an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Künstlerische Ambitionen werden im Keim erstickt und Arbeitslosigkeit drängt einen nicht nur an den Rand der Gesellschaft, man wird von ihr ausgestoßen.
Und dann gibt es da noch PsyBuddy, ein Produkt der BuddyCorp, ein hochmoderner Chatbot, der das Wohlbefinden seiner Kundinnen und Kunden überwacht und IMMER für dich da ist…
In dieser hochkapitalistischen Welt lebt der Protagonist Basti Fantasti – sein Alias, denn auch die Namen wurden dem System angepasst und bestehen nur noch aus Buchstaben-Zahlen-Kombinationen, die eher schwer von der Zunge gehen.

Er ist arbeitslos, was in dieser Gesellschaft dazu führt, dass er quasi komlett wertlos ist – und dies auch permanent vor Augen geführt bekommt. Einerseits möchte der Basti dem System entsprechen, einen Job haben, kein Aussätziger sein – doch andererseits sieht er, wie kalt und herzlos die Welt geworden ist, alles schreit nur noch nach Erfolg: größer, schneller, besser ist das Motto, jeden Tag. Und so versucht er sich in dieser kalten Welt selbst zu finden, seinen Weg zu gehen, dem System zu entsprechen – oder sie gar dagegen aufzulehnen?
Mir hat Agonie auf der Rolltreppe sehr gut gefallen! So ein Buch habe ich noch nie gelesen, und die Kapitalismuskritik war sehr spannend und sehr anschaulich dargestellt.
Auch wenn einige der Zeitsprünge/Ortswechsel im Buch manchmal etwas verwirrend waren, und ich mir manchmal nicht sicher war, ob wir uns in der „wirklichen“ Handlung, oder etwa einer Simulation befinden, handelt es sich hier um eine spannende, packende Handlung, die uns eine erschreckende Welt zeigt, die wunderbar konstruiert wurde. Der Kapitalismus wird hier auf die Spitze getrieben, der Mensch und alles, was er tut, werden zur Ware.
Die Rolltreppen waren für mich, ähnlich Fließbändern, ein Weg, die Menschen schnell und effektiv zu ihrer Arbeit zu bringen, damit alles reibungslos und rasch weiterläuft, auch wenn jemand stürzt oder von der Rolltreppe fällt.
Die Handlung hat mich wirklich gepackt, dieser komplett außer Kontrolle geratene Kapitalismus war sehr interessant und der Protagonist eine wirklich spannende Figur.
Fazit: Krass. Genial. Erschreckend.
Klappentext: In einer Welt absoluter Kontrolle … würdest Du kämpfen oder aufgeben? Würdest Du die Seiten wechseln, um zu überleben? Wie weit würdest Du gehen, um Deine Identität zu behalten?
Basti lebt und leidet im real existierenden Kapitalismus. Beständig auf- und abfahrend auf den Rolltreppen der modernen Konsumgesellschaft fühlt er die Agonie, die sein Dasein bestimmt. Während um ihn herum Gesellschaft und Ökonomie in eine neue Phase eintreten, erleben die Menschen, wie immer neue Bereiche menschlicher Existenz zu Waren transformiert werden. Der Hunger des Kapitals muss gestillt werden. Lachen, träumen und selbst die Namensgebung Neugeborener unterliegen der Kontrolle von Großkonzernen. Eigene Identität und Individualität werden mehr und mehr bedeutungslos, sogar gefährlich.
Zwei verbliebene Großkonzerne bereiten sich auf die Schlacht um das Weltmonopol vor. Der Westen wird dabei von der amerikanischen BuddyCorp und der Osten von der chinesischen CopyCatGroup vertreten. Doch bevor dieser zunächst kalte Konflikt heiß werden kann, müssen die Konzerne dafür sorgen, dass die unteren Gesellschaftsklassen nicht rebellieren können. Eine kleine Widerstandsgruppe stellt sich ihnen trotzdem entgegen und verwendet das Lachen der Menschen gegen sie.
Basti möchte das Richtige tun … doch was ist das? Sich den Großkonzernen anschließen und möglichst wenig auffallen? Oder doch das System hinterfragen und Widerstand leisten? Mit der Angst im Nacken und der Unklarheit, wer eigentlich der wahre Feind ist, verliert er sich immer mehr in einem Netz aus Machtkampf, Lügen und Selbstbetrug.
Das Buch hört sich sehr interessant an. Danke für die tolle Rezi. LG, Melanie
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