Was mir am Bloggen besonders gut gefällt ist die Tatsache, dass man so viele interessante und sympatische Menschen kennen lernt. So auch Dirk H. Ludwig, selbst Autor und Blogger, der auf seiner Seite Schreibrausch.com über das Schreiben bloggt und über alles, was ihn bewegt. Und darüber haben auch wir miteinander gesprochen. Rechts seht ihr ihn mit seinem Buch Mehr als Twittern, ganz lieben Dank für das Foto, lieber Dirk.

Und nun: Viel Spaß beim Lesen 🙂
Lieber Dirk, du bist Schriftsteller, Blogger und Texter – erzähl meinen Leser:innen zu Beginn doch etwas über dich.
Ich habe erstmal alles gemacht, was andere auch machen: Ausbildung, Studium, Beruf, Familie, Kinder.
Aber ich spürte immer, dass da noch ein großer Wunsch in mir war, etwas wie eine Sehnsucht.
Ich habe ein paar Geschichten geschrieben, eine davon eingeschickt und war dann gleich Preisträger eines kleinen Wettbewerbs. Das passierte in einer Lebensphase, in der ich mit Familie und Beruf mehr als ausgelastet war. Aber ich fing an zu akzeptieren, dass ich ein Mensch bin, der viel Glück in kreativen Beschäftigungen findet.
Du hältst Schreibseminare, bist Lehrer für Kreatives Schreiben und Webpublishing – ich finde das total spannend, ich bin nämlich auch Texterin und blogge in meiner Freizeit. Was begeistert dich so am Schreiben?
Beim Schreiben gelangen oft Menschen zur Reflexion, die sonst überwiegend Unterhaltung konsumieren. Den eigenen Gedanken und Gefühlen zu trauen, das fühlt sich für viele an, wie verrückt werden. Aber es ist ein Weg zu Bewusstheit und deshalb ein Schritt zu Freiheit und Selbstbestimmung.
Und worin unterscheiden sich deine verschiedenen Tätigkeitsbereiche?
Ich bin eher introvertiert und deshalb fällt mir schreiben leichter als lehren. Aber beides bringt mir Sinnerfüllung.
Wäre mein Leben ein Buch, wäre sein Titel…
`Nimm die Brille ab‘
(und sieh die Welt wie sie ist)
Wie bist du überhaupt zum Schreiben gekommen?
Ich glaube es war ein unerfüllter Wunsch meines Vaters, den ich als Kind wahrgenommen habe.
Worüber schreibst du, welche Themen bewegen und begeistern dich?
Das Meiste dürfte wohl unter die Kategorie ‚Short-Story‘ fallen. Vieles ist skurril und spiegelt meine etwas lakonische Sicht auf die Welt wider, die für mich normal ist, andere Menschen jedoch zum Lachen bringt. Daraus ist zum Beispiel ein Band mit Geschichten unter dem Titel: Das Leben…ganz einfach entstanden. In Arbeit habe ich eine Schilderung über meine Erfahrungen mit der Bewegungslehre nach Liebscher und Bracht mit einigen Reflexionen über die Wirkung auf unsere Psyche.
Worum geht es in deinem Buch „Mehr als Twittern“, das im November erschienen ist? Kannst du uns ein bisschen darüber erzählen. Im Klappentext schreibst du, es ist „ein Wegweiser, um schreibend Ihr Leben zu verändern“ – was hat es damit auf sich? Das klingt spannend 😊
Ein Buch einfach mit ‚Schreibtipps‘ hätte mich nicht zufrieden gestellt. Die kann jeder in wenigen Minuten aus den Chatbots erhalten. Und ganz bestimmt hätte sich dafür auch kein Verlag interessiert.
Es geht darum, die glückbringende Nähe zu Herz und Geist zu finden, die authentische Texte überhaupt erst möglich macht. Und natürlich ändert diese Nähe auch alles im Leben. Vieles, wofür wir glaubten, uns plagen zu müssen, verliert an Bedeutung, das was uns wirklich glücklich macht, erhält Raum, Zeit und die Energie. Es geht, und das ist jetzt vielleicht ein ‚großes Wort‘, aber es geht mir tatsächlich um ein Leben und Schreiben ‚aus dem Sein‘.
Es ist ein Lebenszustand, bei der sicher auch meine jahrzehntelange Praxis der Zen – Meditation mitgewirkt hat.
Natürlich behandelt das Buch auch das Handwerkszeug des Creative Writing, also die simplen Tricks, mit denen jeder Text vom Trockenblümchen zur wilden Orchidee mutiert.
Außerdem führt uns der Text zum Verständnis der digitalen Welt, so wie sie ist, und dazu, sie für uns zu nutzen. Uns wird bewusst, wie sich unser Schreiben und Denken verändert durch Algorithmen, die Texte erzeugen, unsere Texte beurteilen, und ihre Auffindbarkeit und Verbreitung steuern. Und, nicht zuletzt, wird uns klar, wie das Schreiben und die Vermarktung als Teil einer inneren Entwicklung genutzt werden kann.
Für wen ist das Buch?
Für alle, die in Mails, sozialen Medien und Blogs schreiben oder kommentieren.
Für alle, die Geschichten oder Bücher schreiben wollen.
Für alle, die sonstige kreative und Herzensprojekte verwirklichen wollen.
Für alle, die kreative Beschäftigungen als Teil ihrer inneren Entwicklung erleben möchten.
Für alle, die die digitale Welt besser verstehen wollen.
Welche Rolle spielen soziale Medien (wie eben auch Twitter/X) für dich – beruflich als auch privat?
Hauptsächlich poste ich meine Blogartikel dort, was zum Teil automatisiert über WordPress läuft. Außerdem halte ich natürlich Kontakt zu meinen Menschen.
Wie war die Arbeit an deinem Buch, was hat dir besonders Spaß gemacht und was war herausfordernd für dich?
Ich habe so ziemlich jeden Morgen um 7 am Schreibtisch gesessen. Handy aus. Im Winter waren noch nicht mal die Rolläden aufgezogen und wenn ich sie hochzog war ich oft überrascht, dass es schon heller Mittag war.
Dann kamen zwei Lektorate, die sich über ein Jahr hinzogen. Das ist mir anfangs schwer gefallen, weil ich den Kopf voller neuer Ideen hatte. Und außerdem mit den Unzulänglichkeiten meines Textes konfrontiert wurde.
Danach kam das Schwerste: die Vermarktung.
Die Agenten und Verlage fordern weitgehend unterschiedliche Unterlagen und keineswegs Massenaussendungen. Das war noch mal ein halbes Jahr Arbeit, bis mein Vertrag mit dem Custos-Verlag unterzeichnet war.
Woher kommt dir die Inspiration?
Ich glaube, da habe ich wirklich Glück, denn meine Gedanken und Phantasien machen sich, wenn mich etwas interessiert, von ganz alleine auf den Weg. Ein Faktor könnte auch sein, dass ich mit Medienkonsum sehr sparsam bin. Seit Anfang der Corona-Krise schalte ich ab, wenn Nachrichten gesendet werden und benutze auch keine alternativen Kanäle. Ich möchte in der Welt meiner Gedanken und der Bücher, die ich lese, leben.
Hast du Tipps für andere oder angehende Autor:innen?
Das mag sich krass anhören, aber mich hat ein Erlebnis mit meiner Mutter aufgerüttelt. Die wollte schon immer in den Louvre. Das hat sie mir erzählt, als sie schon zu krank war um noch hinzufahren.
Für angehende Autoren bedeutet das: Überlege dir mal, was in einer Rückschau auf dein Leben noch Wert besitzen wird. Was ist die tiefste innere Motivation?
Welches ist dein Lieblingsbuch (deine eigenen Bücher nicht miteingeschlossen) – und warum?
Ich hatte mit ‚Herr der Ringe‘ gute Zeiten. Auf einer Reise mit dem Rucksack durch Griechenland lieh mir jemand ein zerlesenes Exemplar in Englisch und ich war sofort in einem Sog, – er hat es nie zurückgekriegt.
Möchtest du noch etwas sagen, worüber wir noch nicht gesprochen haben?
Ich sammle gerade Infos für ein neues Sachbuch. Es geht um meine Erfahrungen mit der Bewegungslehre nach Liebscher und Bracht. Eine Gliederung steht schon und es fehlt nicht an Ideen 😊
Danke für deine Antworten 😊
Mehr über Dirk findet ihr auf schreibrausch.com und natürlich X/Twitter.
Danke für den Tipp zu ‚Mehr als Twittern‘: Ein Buch mit Tiefenwirkung. Ich lese, schreibe und denke jetzt anders.
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Freut mich sehr, dass dir das Buch und unser Interview gefallen hat:)
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Danke, liebe Sophie, für diesen wunderbaren Artikel. Er hat seinen Platz in meinem Blog schon gefunden und wird auch in der Vermarktung meines Buches immer wieder wichtig sein.
Herzlichst, Dirk, der Sinnfinder von Schreibrausch.
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Lieber Dirk,
sehr gern, es hat viel Spaß gemacht! Ich freu mich, wenn du ihn auch für dein Buch immer wieder herzeigen kannst 🙂 Ich hab grad deine Verlinkung gesehen – ganz lieben Dank dafür!
Ganz liebe Grüße,
Sophie
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