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Interview mit Ann E. Hacker über ihre Café Hannah Reihe

Die Autorin und Selfpublisherin Ann E. Hacker stammt ursprünglich aus Nürnberg und lebt seit vielen Jahren in München. Sie schreibt unter verschiedenen Pseudonymen in verschiedenen Genres – wie Sachbücher, Kinderbücher, romantischen Romane und Krimis – und veröffentlicht nun bereits den 7. Band ihrer Café Hannah Reihe. Gemeinsam mit zehn anderen Autorinnen der „International Women Writing Group“ hat sie außerdem zugunsten der Deutschen Krebshilfe den Episodenroman Lost and Found in Camden verfasst. Wir haben uns über das Schreiben und ihre Café Hannah Reihe unterhalten.

Liebe Ann, es freut mich sehr, dass du Lust auf ein Interview mit mir hattest. Stell dich den Leser:innen doch mal vor 😊

Hallo, ich bin Ann E. Hacker, Jahrgang 1958, gebürtige Fränkin, lebe aber seit fast 50 Jahren in München. Ich schreibe seit meinem 15. Lebensjahr, die erste Veröffentlichung kam allerdings erst kurz vor meinem 40. Geburtstag. Seither habe ich insgesamt 34 Romane und 8 Kurzgeschichtensammlungen veröffentlicht. Ich schreibe auch Kinder- und Jugendbücher (als Luisa Hartmann) und Kriminalromane (als Billie Rubin).

Auf was dürfen sich deine Leser:innen in deinen Büchern freuen (besonders in der Café Hannah Reihe)? Und für wen schreibst du deine Bücher?

Derzeit ist Café Hannah mein Hauptprojekt, in den nächsten Tagen erscheint der abschließende siebte Band. Ich würde die Reihe in die Kategorie „Wohlfühlbuch“ einordnen, obwohl längst nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen ist. Ich thematisiere auch aktuelle Ereignisse, wie z.B. Corona oder den Ukrainekrieg. Das steht nicht im Vordergrund, wird aber auch nicht ausgeblendet. Meine Protagonist:innen sind Menschen wie du und ich und reden eben auch über Aktuelles. Die Bücher richten sich an alle, die sich gerne mit Niveau unterhalten lassen wollen.

Deine Café Hannah Reihe dreht sich um die Protagonistin Hannah Jensen, ihre Nachbarn und Freund:innen – und von dem Café, das Hannah in der fiktiven Blumengasse in München eröffnet hat. Worum geht es genau in deiner Reihe?

Im Prinzip genau darum. 😄 Hannah ist ehemalige Bankerin, hat in New York, Dublin, London und Frankfurt gearbeitet und sich das Café quasi selbst zu ihrem 50. Geburtstag geschenkt. Sie trifft auf neue Nachbarn und natürlich ihre Gäste. Hannah ist eine Kümmerin und beeinflusst das Leben vieler Menschen um sie herum. Das funktioniert natürlich auch in umgekehrter Richtung.

Eine Besonderheit deiner Bücher ist, dass die Reihe nicht aus Kapiteln besteht, sondern sind in Episoden geschrieben ist. Kannst du uns sagen, warum du das so machst und was das für das Buch und die Geschichte bedeutet?

Jeder Roman besteht aus 10 Episoden. Bis auf den siebten Band handelt die erste Episode immer von Hannah und ist doppelt so lang wie die restlichen neun. Diese sind aufgeteilt auf männliche und weibliche Charaktere, Ausnahme sind die Bände 6 (10 Frauen) und 7 (10 Männer).

Tatsächlich könnte man meine Episoden auch Kapitel nennen. Ich sehe den Hauptunterschied darin, dass meine „Kapitel“ jeweils aus einer anderen Perspektive geschrieben sind. 

Ich nenne sie Episoden, weil ich eine bestimmte Geschichte im Kopf hatte, die ich jedoch nur aus der Sicht dieser Protagonistin schreiben konnte. Daraus entwickelte sich das Schema, jeweils eine Episode aus der Sicht eines Protagonisten oder einer Protagonistin zu schrieben. Das hat auch den Vorteil, dass ich den Ort wechseln kann, ohne Hannah reisen zu lassen. Es gibt Episoden in New York City, Hamburg, Dublin, Berlin und an vielen anderen Orten. Alles hängt aber direkt oder auch indirekt mit Hannah zusammen.

Kannst du uns die Protagonistin und vielleicht die wichtigsten Charaktere einmal vorstellen?

Das wird schwierig, ohne zu viel zu verraten, aber ich versuche es:

Zunächst Hannah. Sie hat einen Tag nach ihrem 18. Geburtstag geheiratet, die Ehe wird jedoch nach drei Jahren geschieden. Daraus hervor geht ein Sohn namens Jonathan, der von allen JJ gerufen wird. Nach einer Banklehre in München zieht sie nach New York City, wo sie sich über den zweiten Bildungsweg hocharbeitet. Nach einem Schicksalsschlag kehrt sie 2000 nach Europa zurück (der 15-jährige JJ will nicht mitgehen und bleibt in New York). Die Finanzkrise beschert ihr eine satte Abfindung, mit deren Hilfe sie das Café eröffnet.

Eine sehr wichtige Figur ist Edeltraut Mayerhofer, genannt Edi. Während Hannah für das seelische Wohlbefinden ihrer Gäste sorgt, tut Edi es für das leibliche: Sie kocht und backt leidenschaftlich gern. Und gut. Ohne sie wäre das Café niemals so erfolgreich.

Hubertus von Waldhausen ist Künstler, wohnt im vierten Stock und findet es zu Beginn gar nicht gut, dass unten im Haus ein Café eröffnet wird. Aber Hannah wäre nicht Hannah, wenn sie ihn nicht mit ihrem Charme bezirzen würde. 😄

Dann muss ich natürlich auch Andrzej ‚Andy‘ Nowak erwähnen, gebürtiger Pole, inzwischen aber irischer Staatsbürger. Er lebt und arbeitet in Dublin, erhält einen Brief von Hannah, verliebt sich Knall auf Fall in sie – und zieht nach München, um sie zu erobern.

Zwei für Hannah wichtige Figuren sind Marilyn und Brigid, ihre besten Freundinnen. Marilyn war ihre Nachbarin in New York und hat sich neben ihren eigenen fünf Kindern um JJ gekümmert, als Hannah zurück nach Europa ist. Brigid und Hannah haben sich bei der Bank in Dublin kennengelernt. Brigid will eigentlich Schriftstellerin werden; Hannah gibt ihr den nötigen Schubs, damit sie ihren Traum endlich verwirklicht.

Last but not least sind da Ben und Svenja. Svenja ist Hannahs Nichte, die während einer Feier in Hamburg erfährt, dass ihr Verlobter sie seit Jahren betrügt. Sie läuft davon, trifft auf Ben, den sie angeblich kennen müsste, und fährt mit ihm nach München. Ben wiederum liebt Svenja seit vielen Jahren, nur will sie dummerweise so gar nichts von ihm wissen.

Das muss reichen! Ich habe inzwischen einen Pool von über 100 Charakteren …

Übrigens hat jede:r Protagonist:in einer Episode ein eigenes Porträt, erstellt von der Künstlerin Karin Schliehe. Hannah sieht z.B. so aus:

Das ist ja toll! Das hat man beim Lesen gleich ein Bild vor Augen. Deine Protagonistin Hannah hat ein ziemlich bewegtes Leben: Sie ist das schwarze Schaf der Familie, heiratet früh, bricht aus diesem klassischen Familiensystem aus und auch beruflich verändert sie sich und geht nicht den für sie vorgesehenen Weg.

Ich habe ja schon viel von Hannah berichtet. Sie stammt aus einer äußerst angesehenen und reichen Hamburger Familie, da sind die Lebenswege in der Regel vorgegeben. Für Männer bedeutet das, sich in der Firma zu engagieren, für Frauen, standesgemäß zu heiraten. Hannah hatte stets ihren eigenen Kopf und hat sich den Wünschen des sehr strengen Vaters immer widersetzt. Obwohl sie eigentlich nur ihren eigenen Weg gegangen ist – zumindest hat sie das zu Beginn geglaubt –, war sie für viele Jahre unten durch bei der Familie und eben das schwarze Schaf. Ein bisschen gefällt sie sich aber in dieser Rolle, nach dem Motto: Ist der Ruf erst ruiniert … 😁

Deine Protagonistin ändert kurz vor ihrem 50. Geburtstag ihr Leben und geht ihrem Traum nach. Ich finde, man liest leider nicht oft über Menschen, die nach einem „gesettelten“ Leben nochmal alles umwerfen – oft sind die Protagonist:innen in ihren 20ern oder 30ern – war das für dich beim Schreiben wichtig?

Mir war zu Beginn der Serie nur klar, dass ich nicht über eine 30-Jährige schreiben will. Als ich mit der Planung begann, war ich selbst Mitte 40. Mit der sog. Chicklit, also Romane über Frauen um die 30, konnte ich wenig anfangen. Vieles hat sich im Laufe der Planungsjahre geändert: Das Café war ursprünglich ein Pub, das eigentlich in London oder New York hätte sein sollen (nur: wer zahlt die Recherchekosten?) Eines aber war mir immer wichtig: Die Protagonistin musste eine gestandene, selbstbewusste, selbstständige Frau sein. Dass Hannah dann 50 war, lag vermutlich einfach daran, dass ich selbst in dem Alter war. 😄

Mehr über Ann E. Hacker erfahrt ihr auf ihrer Website und hier. Außerdem gibt es einen zweiten Teil dieses Interviews 🙂

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