Eva Maria ist Selfpublisherin, die in Deutschland und Italien lebt. Sie ist Autorin eines literarisch geprägten dystopischen Romans, der Ende August erschienen ist. Darin geht es um Identitätsfindung zwischen Erinnern und Vergessen.

Fotocredit: © Andreas Durst
Liebe Eva, vor kurzem haben wir uns schon einmal unterhalten, heute soll es ganz speziell um das Thema Selfpublishing gehen. Wie bist du zum Selfpublishing gekommen?
Selfpublishing war für mich lange keine Option. Ich hatte einen Vertrag mit einer renommierten Literaturagentur. Es ist aber letztlich an den Marketingabteilungen der Verlage gescheitert. Jetzt mach ich es selbst. Dann muss ich mir auch nicht dreinreden lassen…
Das verstehe ich gut. Du hast in unserem ersten Interview angedeutet, dass du dir Sorgen um die Zukunft der Literatur im Schatten von KI machst. Wie siehst du die Zukunft des Selfpublishing bzw. der Literaturbranche in Bezug auf den Einzug von immer mehr KI-Modellen?
Besonders für das Selfpublishing ist das problematisch, da ja jeder einfach alles auf den Markt werfen kann und das praktisch ohne Kontrolle. Da vertraut der Leser, der keine KI lesen möchte, womöglich eher den klassischen Verlagen… Ich find’s schwierig, Voraussagen zu machen, aber ich fände es schlimm, wenn echte menschliche Literatur zum Nischenprodukt würde.
In deinem Buch Der Wald ist wie das Vergessen geht es um das Vergessen und das daraus resultierende Schweigen der Menschen. Menschen haben sich aber schon immer Geschichten erzählt. Wie denkst du, beeinflusst KI auch das Geschichtenerzählen und das Leben von Autor:innen?

KI ist schon ein Problem. Denn sie schafft ja nichts wirklich künstlerisch Neues… Das kann nur ein Mensch. Vielleicht werden wir uns wie ganz früher einmal wieder Geschichten von Ansicht zu Angesicht erzählen. Denn das Erzählen ist ein Bedürfnis des Menschen, das wird auch eine KI nicht zum Erliegen bringen.
Und eine der ältesten Formen der Kultur. Was bedeutet dir kreative Freiheit und Kontrolle über dein Werk?
Es ist für mich schon wichtig, das schreiben zu können, was ich wirklich möchte; auch stilistisch so schreiben zu können, wie ich möchte und mir nicht sagen lassen zu müssen, das ist zu literarisch, das ist zu anspruchsvoll…, der Leser will so was nicht mehr…
Es geht ja auch darum, die eigene Persönlichkeit und den eigenen Stil in seinen Büchern zu verpacken, sonst sind am Ende ja alle Bücher irgendwie gleich. Das fände ich sehr schade. Wie sieht bei dir der Prozess von der Idee zum fertigen Buch aus?
Wenn ich eine Idee habe, recherchiere ich erst sehr viel, lese viel Soziologisches, Psychologisches, lese andere Autoren, Romane, die ein ähnliches Thema behandeln. Ich mache erst ein grobes Konzept, eine Gliederung, ich bin ja Juristin, dann fange ich an zu schreiben, mache mehrere Durchgänge, dabei präzisiert sich alles, bis es eben so ist, wie ich es möchte.
Wie, würdest du dir wünschen, dass sich das Selfpublishing weiterentwickelt?
Noch mehr Professionalität, vielleicht Zusammenschlüsse professioneller Selfpublisher, sodass der Leser weiß, aha, bei denen finde ich dieselbe Qualität wie in einem Verlag. Dann: Mehr Wahrnehmung von Indie-Autoren in den klassischen Medien. Das ist bisher ja überhaupt nicht der Fall. Und mehr Präsenz in den Buchhandlungen.
Ich habe auch festgestellt, dass ich die meisten – oder eigentlich alle – Selfpublisher:innen über Instagram kennen gelernt habe, ein, zwei dann noch auf Buchmessen, aber den Großteil eben über social media. Welche Tipps hast du für angehende Selfpublisher:innen?
Ich glaube es ist wichtig, auf ein professionelles Lektorat, Korrektorat und Coverdesign zu setzen. Aber ich bin ja selbst noch am Anfang…
Ich wünsche dir alle Gute für dich, das Schreiben, das Selfpublishing und deine Bücher – danke für deine Zeit und deine Antworten 🙂
Ihr findet Eva Maria Šmon auf evamariasmon.de, sowie auf Instagram.
Kennst du Qindie? Das ist so ein SP-Autorenkollektiv, das versucht, Qualität zu propagieren. Ein Buch, das deren Prüfung schafft, darf den Qindie auf dem Cover tragen.
Das Problem ist halt, dass die Meinungen darüber, was Qualität ist, in der Kunst sehr auseinandergehen – auch im Literarischen.
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Nein, Qindie kenne ich noch nicht, danke für den Tipp. Klar, Qualität in der Kunst ist oftmals Meinungssache, das muss/kann bestimmt jede:r für sich selbst definieren.
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