An manche Bücher denkt man noch lange, nachdem man sie schon zu Ende gelesen hat. Die Erfüllung von Wünschen von Regina Bittl ist für mich ein solches Buch. Ich hatte die Chance, die aus Bayern stammende Autorin zu ihrem neu erschienenen Roman, Reginas zweitem Buch, zu interviewen.

Hier erfahrt ihr, wie sie Schriftstellerin geworden ist, welche Geschichten ihr wichtig sind und wie es überhaupt zu Die Erfüllung von Wünschen kam… Viel Spaß beim Lesen.
Liebe Regina, vor kurzem durfte ich dein Buch Die Erfüllung von Wünschen lesen und rezensieren und was soll ich sagen, ich bin verzaubert. Wie bist du auf die Idee für die Story von DEvW gekommen?
Als ich im Rahmen der Veröffentlichung meines Debütromans im November 2019 einen Instagram-Account eröffnete, war ich ziemlich überfordert. Nicht nur mit der Technik und den unzähligen Möglichkeiten wie man Posts gestaltet, sondern auch mit der Flut an Eindrücken. Von „skurril“ über „schräg“ bis hin zu „lustig“ und „einen tollen Mehrwert bietend“, war alles dabei.
Stutzig wurde ich, als ein Account von den Followers mit Applaus für seine Natürlichkeit und Authentizität bedacht wurde. Ich fragte mich, ob so ein Auftritt in den sozialen Medien denn nicht selbstverständlich sei? Warum bekommt man für etwas Applaus, das einen gewöhnlichen Alltag widerspiegelt? Ein Vergleich mit anderen Accounts brachte mir schnell die Antwort. Und schon war der Ideenfunke für „Die Erfüllung von Wünschen“ geboren.
Wie bist du denn überhaupt Schriftstellerin geworden?
An Fantasie und Einfallsreichtum hat es mir nie gemangelt. Seitdem ich denken kann, erzähle ich mir Gute-Nacht-Geschichten. Selbst heute noch. Es war klar, dass somit mein imaginärer Bücherschrank irgendwann zum Bersten gefüllt sein würde.
Nach dem ich lange Zeit als Bilanzbuchhalterin gearbeitet habe, war es so weit. Als ich meine ersten Worte in einem VHS-Kurs für Kreatives Schreiben zu Papier gebracht hatte, spürte ich, dass das Schreiben der richtige Weg für mich ist, um anzukommen. Ein zweijähriges Fernstudium der Belletristik bei der Schule des Schreibens, das mir all das Handwerkszeug beigebracht hat, auf das man als Autor:in zurückgreifen muss, brachte mich dann endgültig ans Ziel: mein erstes Buch.
Wichtig bei meinen Büchern ist mir, dass ich den Leser:innen einen Mehrwert biete. Ich möchte sie gut unterhalten und gleichzeitig herausfordern. Dabei darf Humor keinesfalls zu kurz kommen.
DEvW ist dein zweites Buch und erschien Anfang des Jahres. Wie sieht das bei dir aus, wenn du ein Buch schreibst? Hast du einfach die Idee und das Buch schreibst du dann drum herum, oder plottest du richtig, oder wie sieht das bei dir aus?
Zuallererst muss mich ein Thema begeistern. Dann fange ich an darüber zu recherchieren, dabei kommen mir dann schon erste Ideen. In einem zweiten Schritt überlege ich mir welche Figuren und welches Setting es braucht, um die Geschichte zu erzählen. Dann lege ich ausführliche Biografien für die Charaktere an, denn ich liebe ausgefeilte Figuren, die authentisch rüberkommen und auch ihre Eigenarten haben. So entstehen im Laufe der Zeit viele einzelne Ideen für Szenen. Irgendwann habe ich so ein Durcheinander auf tausenden von Zetteln und in meinem Notizbuch, dass ich anfange diese in eine chronologische Reihenfolge zu bringen. Wenn ich dann das Gefühl habe, dass der Rahmen passt und ich die Eckpfeiler habe, die die Geschichte tragen, dann drucke ich mir den Plot aus, tapeziere damit die Wand neben meinem Schreibtisch und lege mit dem Schreiben los. Am schönsten wird es ab dem Zeitpunkt, ab dem meine Figuren ein Eigenleben entwickeln und ich mich beim Schreiben selbst überraschen kann.
Du hast mir erzählt, dass du selbst noch nie in Irland, wo DEvW spielt, warst. Ich finde, du hast die Gegend dort sehr toll eingefangen. Wieso hast du gerade Irland als Schauplatz deiner Handlung gewählt?
Danke schön! Der Reiseführer, den ich gewälzt habe, war auch ganz schön dick.
Ich liebe besonders die nordischen Länder, weil ich nicht gern schwitze. Die Weitläufigkeit der Natur und deren satte Farben, haben außerdem eine magische Wirkung auf mich. Somit musste ich nicht lange überlegen, wo die Geschichte spielen soll.
Dein Debütroman war Wimpernschlagmomente hat sich um psychische Erkrankungen gedreht, mit Die Erfüllung von Wünschen widmest du dich dem Thema posttraumatische Belastungsstörung. Wieso sind dir diese Themen wichtig und wie hast du es geschafft, zumindest in DEvW Phils Trauma so gut und authentisch darzustellen?
Ich mag es, Geschichten aus dem realen Leben zu erzählen, mit denen viele von uns in Berührung kommen. Psychische Erkrankungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen in der Bevölkerung. Ich habe mich gefragt, warum solche Themen in unseren Geschichten nicht auftauchen, obwohl sie mitten unter uns sind. Das wollte ich ändern. Dabei ist es mir wichtig, das Thema locker und leichtverständlich aufzubereiten.
Ich halte mich für eine Person, die sich gut in andere hineinversetzen kann und ich habe feine Antennen. Außerdem ist die Fahrt auf der Achterbahn des Lebens nie langweilig und bietet jede Menge Anschauungsmaterial.
Planst du auch in Zukunft, deine Bücher über wichtige gesellschaftliche Themen zu schreiben?
Ja, das ist mir wichtig. Dabei nehme ich in Kauf, dass nicht jedes dieser Themen mainstreamfähig ist.
Wie sieht der Prozess der Ideenfindung bis zum fertigen Buch bei dir aus?
Bis aus dem Ideenfunken ein fertiges Buch entsteht durchläuft es einen langen Prozess, auch weil nicht alle Arbeitsschritte nahtlos aneinandergereiht werden können.
Recherche, Entwicklung der Figuren und Erstellen eines groben Handlungsablaufs verschlingen schon mal sehr viel Zeit. Dann kommt das Schreiben. Dabei ist die Kreativität ein empfindliches Pflänzchen. Nicht jeder Tag eignet sich zum Schreiben und das was man als Autor:in an Output an einem Arbeitstag schafft ist nicht mit dem eines „normalen“ Berufes vergleichbar.
Nach mehrmaliger selbstständiger Überarbeitung kommt das Manuskript ins Lektorat. Das Lektorat ist für mich jedes Mal eine enorme Kraftanstrengung, denn dort wird alles auf Herz und Nieren überprüft. Da ich auch etwas perfektionistisch veranlagt bin, feile ich in dieser Phase an einzelnen Sätzen oder Wörtern manchmal ewig, bis ich damit zufrieden bin. Parallel dazu bearbeite ich Rückmeldungen von Testleser:innen und nehme Kontakt zu meinem Coverdesigner auf.
Nach dem Ende der Bearbeitung der Lektoratskommentare, muss ich den Text erstmal ein bisschen liegen lassen, um Abstand zu gewinnen. Ab einem bestimmten Punkt wird man als Autor:in betriebsblind und es fallen einem die einfachsten Dinge nicht mehr auf.
Während ich dann auf einen freien Termin bei der Korrektorin warte, lese ich das Manuskript ein weiteres Mal, um evtl. letzte Änderungen vorzunehmen.
Nachdem ich die Kommentare der Korrektorin eingearbeitet habe, geht es an den Buchsatz.
Da ich mit der ganzen technischen Umsetzung nicht so vertraut bin, dauert das gefühlt ewig.
Danach beauftrage ich einen Probedruck meines Buches und es ist ein ganz besonderes Gefühl, nach so langer Zeit das erste Mal, das eigene Werk in Händen zu halten. Dann mache ich es mir auf dem Sofa gemütlich und lese den Probedruck sorgfältig, um letzte Schreib-, Tipp-, und Buchsatzfehler zu entlarven.
Es dauert dann eine weitere halbe Ewigkeit, bis die freigegebenen Daten bei den verschiedenen Buchplattformen und Händlern abschließend bearbeitet sind. Während dieser Zeit nehme ich Kontakt mit Blogger:innen auf und bereite alles fürs Marketing vor.
Du siehst, ein Buch zu schreiben und auf den Markt zu bringen ist kein Sprint, sondern ein Marathon.
In DEvW trägt die Phil nach einem Unfall großflächig Narben davon, leidet teilweise unter Schmerzen. Wie war es, das für dich zu schreiben? Hast du dich im Vorfeld mit dieser Art von Verletzungen und PTBS auseinandergesetzt?
Das Schreiben solcher Szenen fällt mir nicht schwer, denn im Vorfeld habe ich mich mit dem Thema und meinen Figuren so intensiv auseinandergesetzt, dass es somit nichts „Neues“ für mich ist.
Für das jeweilige Thema suche ich mir immer Menschen, die darin Experten sind und mir meine Fragen beantworten. Bei „Die Erfüllung von Wünschen“ hat mich eine Medizinstudentin wundervoll unterstützt und ihr Wissen und jede Menge Informationsmaterial mit mir geteilt.
Wenn du die Phil treffen könntest, was würdest du ihr raten?
Es fällt mir schwer anderen Ratschläge zu erteilen, denn jede:r ist der:die Experte:in in seinem:ihrem eigenen Leben.
Ich finde Phil macht ihre Sache ziemlich gut, auch wenn sie ein bisschen Starthilfe benötigt hat. Wenn ich ihr etwas raten müsste, dann würde ich sagen, sei stolz auf Dich und das was Du erreicht hast und genieße jede Minute. Halte Deine Schönheit hoch und lass Dich nicht von anderen beeinflussen, wie Du Dich zu sehen hast.
Was macht dir in deinem Job am meisten Spaß?
Dass ich meine eigene Chefin bin.
Beschreibe dein Buch bitte in 3 Wörtern.
#Wünscheerfüllen
#DefinitionvonSchönheit
#Selbstliebe
Danke für das schöne Interview.
Mehr über Regina Bittl und ihre Bücher findet ihr auf reginabittl.de, auf Facebook, Instagram und YouTube.

Das war ein schöner, sehr ausführlicher Einblick in die Schreibarbeit! Ich glaube, jeder geht da etwas anders heran und findet seinen eigenen Weg dabei. Trotzdem finde ich es immer wieder richtig spannend. Und manchmal verändert man seine Arbeitsweise auch mit der Zeit. Mit dem Plotten habe ich jetzt erst angefangen, früher hab ich einfach drauflosgeschrieben.
Also danke euch beiden für das Interview!
LG, Tala
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Liebe Tala,
freut mich sehr, dass die das Interview gefällt 🙂 Ich glaube, es gibt 100 verschiedene Arten, ein Buch zu schreiben und, wie du sagst, bestimmt verändert sich die Arbeitsweise auch mit der Zeit, denn man verändert sich ja auch selbst 🙂 Ich kann mir denken, dass es auch spannend ist, verschiedene Arten des Schreibens auszuprobieren, um die für sich richtige zu finden 🙂
LG, Sophie
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Stimmt, Sophie, auf die Art bleibt es interessant! Und dir geht es mit dem Bloggen bestimmt auch so. Je nach Interesse ändern sich Themen und Arbeitsweise ein bisschen.
Ganz liebe Grüße, Tala
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Ja, genau. Und dann bekommt man immer neue Ideen, wie man ein Thema aufbereiten kann, wie man was schreiben kann, das merke ich beim Bloggen auch sehr! Und natürlich bekommt man Inspiration durch andere Blogger.
Lieben Gruß, Sophie
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Ich hab zur Zeit 5 oder 6 angefangene Blogposts, hoffentlich kann ich heute endlich mal einen davon rausschicken 😀
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😀
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