Liv Modes ist Autorin bei den Verlagen Impresse und Forever und hat 2019 das Autor*innen-Netzwerk Berlin Authors mitbegründet. Außerdem studiert sie Psychologie und schreibt besonders gerne Contemporary Romance. Ich wurde zum ersten Mal über ihr Buch Flip my Heart auf Instagram auf Liv aufmerksam, seitdem habe ich bereits drei ihrer Bücher gelesen und freue mich, dass wir jetzt auch noch ein Interview miteinander gemacht haben 🙂

Mehr über Liv erfahrt ihr auf ihrer Website sowie auf Instagram. Und nun: viel Spaß mit unserem Interview 🙂
Liebe Liv, vor kurzem ist dein Roman „Hurricane Heart“ erschienen. Deine Protagonistin hat mit einigen Herausforderungen zu kämpfen. Was würdest du deiner Hauptfigur Bree raten oder ihr sagen, wenn du sie treffen könntest?
Ich würde Bree gern sagen, dass ich sie total gut verstehen kann, Veränderungen können unfassbar angsteinflößend sein, aber dass sie trotzdem versuchen soll, offen für die positiven, spannenden Dinge zu sein, die Veränderungen mit sich bringen können.
Und dann würde ich sie ganz lieb bitten, mir ein paar Sachen zu nähen, für die mir gerade selbst noch die Skills fehlen 😂
In Hurricane Heart wird die Großstadtpflanze Bree in ein kleines Kaff versetzt und muss sich dort erst einmal zurechtfinden. Wo würdest du denn lieber wohnen – in einer großen turbulenten Stadt, wo das Leben pulsiert, oder in einem kleinen Dorf, wo alle zusammenhalten?
Ich bin in einem Dorf aufgewachsen, das ungefähr so viele Einwohnende hat wie Cape Charles, und ich wollte eigentlich gar nicht bewusst dort weg.
Dann bin ich nach dem Abitur eher zufällig ausgerechnet in Berlin gelandet. Mit Berlin hatte ich einen ähnlich schweren Start wie Bree in Cape Charles. Aber nachdem die Startschwierigkeiten überwunden waren, habe ich mich sehr ins Großstadtleben verliebt. Und auch wenn mir hier manchmal alles zu groß, zu laut, zu viel ist, kann ich mir fürs erste nicht vorstellen, irgendwo anders hinzugehen 😊
Beschreibe dein Buch bitte mit drei Worten.
Sommerlich, ruhig, authentisch
Ich habe auch dein Buch „Flip my Heart“ gelesen und dann auch direkt im Anschluss „Hurricane Heart“, weil ich deine Figuren so sympathisch und einfach echt fand. Wie konzipierst du deine Figuren, was ist dir bei ihnen wichtig?
Wenn ich eine Idee habe, dann bedeutet das meistens eigentlich: Ich habe bestimmte Figuren im Kopf, die ich fühle, bestimmte Dynamiken und Atmosphären, für die ich noch nicht wirklich Worte habe. No plot, just vibes 😂
Mit diesem Gefühl gehe ich dann ins Schreiben rein und dabei füllen sich dann nach und nach die Charakterbögen. Manchmal ändert sich der Vibe nochmal komplett, weil ich merke, dass sich was anderes stimmiger anfühlt als das, was ich eigentlich dachte. Bei „Hurricane Heart“ war das zum Beispiel bei Ari und Dexter der Fall. Am Anfang dachte ich, Dexter wäre der kühle, rationale Kopf und Ari das personifizierte Chaos in jedem Bereich. Aber je häufiger ich versucht habe, das so in den entsprechenden Szenen umzusetzen, desto mehr habe ich gemerkt, dass das so nicht ganz funktioniert.
Ganz grundsätzlich fasziniert es mich unendlich, nachzuvollziehen, wieso Menschen sich verhalten, wie sie sich verhalten, da spricht die Psychologiestudentin aus mir. So betrachte ich auch meine Figuren. Ich will mich immer noch ein bisschen tiefer hineindenken, ich will wissen, ob die Figur eher an den Nägeln kaut oder mit den Knöcheln knackt, wenn sie nervös ist, was kleinste Alltagsdinge in ihr auslösen, warum sie auf Sache XY so und so reagiert.
Ich will Figuren schreiben, die sich wie echte Menschen anfühlen.
In deinen Büchern greifst du viele wichtige Themen auf, wie Klimaschutz, psychische Gesundheit, LGBTQ+ Themen oder Body Positivity, um nur ein paar zu nennen. Inwiefern meinst du, wirkt sich die Sichtbarkeit dieser Themen in Büchern auf die Gesellschaft aus?
Sichtbarkeit ist meiner Meinung nach eins der wichtigsten Instrumente auf dem Weg zu einem gleichzeitig selbstverständlicheren und reflektierteren Umgang mit der Diversität, durch die Menschen sich auszeichnen.
Je häufiger wir etwas sehen, desto normaler wird es für uns, und je mehr Perspektiven wir auf etwas erleben, desto differenzierter wird unser Blick auf etwas. Gerade deswegen braucht es mehr Sichtbarkeit für diese Themen
Gleichzeitig ist es dafür aber auch wichtig, dass die Darstellung sensibel und gut recherchiert ist, damit es am Ende nicht die schädlichen Stereotype sind, die sichtbar sind. Denn das, was wir schreiben, hinterlässt Spuren in den Lesenden, ob wir wollen oder nicht. Das ist eine Verantwortung, der man sich als Autor*in beim Veröffentlichen bewusst sein muss.
Vor kurzem war die Bisexual Awareness Week im September und du selbst schreibst in den sozialen Medien auch über deine Erfahrungen, Teil der LGBTQIA+-Community zu sein. Inwiefern denkst du, dass Bücher positiv dazu beitragen können, mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz zu schaffen?
Ich glaube fest daran, dass Bücher positiv zu einem offeneren, toleranten Umgang führen und wenigstens erste Berührungspunkte schaffen können.
Vor allem ist es meiner Meinung nach wichtig, dass queere Figuren einen selbstverständlicheren Platz in Geschichten einnehmen und dass es mehr Bücher gibt, in denen queere Figuren einfach existieren, ohne dass sich der Plot oder ein Konflikt speziell um die Sexualität und/ oder Geschlechtsidentität dreht. Mein Eindruck (konkret auf Deutschland bezogen) ist, dass Leute häufig nicht aktiv queerfeindlich sind, die einzigen Assoziationen aber trotzdem sehr klischeebehaftet sind, weil man ja niemanden kennt, der offen queer ist. Oft hört das Verständnis über die verschiedenen Spielarten von Queerness dann bei „Manche Männer lieben Männer, manche Frauen eben Frauen“ auf. Dadurch passiert es leider schnell, dass queere Menschen doch wieder auf schädliche Stereotype reduziert werden.
Indem wir queere Figuren in Büchern als ausgearbeitete, ganzheitliche Charaktere repräsentieren, deren Sexualität und/ oder Geschlechtsidentität zwar ein Teil, aber nicht die ganze Persönlichkeit ist, können wir zumindest einen Ansatzpunkt liefern, die eigenen internalisierten Klischees zu hinterfragen.
Außerdem bietet sich hier die Chance, auf weniger beachtete Teile der LGBTQIA+-Community aufmerksam zu machen, wie zum Beispiel das aromantische und asexuelle Spektrum oder auch Intersexualität.
Wie bist du überhaupt zum Schreiben gekommen?
Als Kind war ich zwar immer Büchern umgeben und habe in der Grundschule erste Gehversuche im Geschichtenerzählen gemacht, aber so richtig dazu gekommen bin ich erst durch meinen ersten bösen Liebeskummer mit 13. In der Zeit habe ich sehr viele sehr schlechte Liebesgedichte geschrieben, von denen ich damals dachte, sie würden mal in Deutschbüchern stehen und analysiert werden. Zum Glück sind die meisten davon irgendwo im Datennirvana verloren gegangen 😂 Über den Typen bin ich hinweggekommen, das Schreiben ist hängen geblieben und ich bin sehr froh, dass es so und nicht andersrum gekommen ist.
Arbeitest du bereits an einem neuen Projekt bzw. auf was kann man sich bei dir in Zukunft freuen?
Im Moment bin ich in diesem luftleeren Zustand nach einer Buchveröffentlichung, den ich gleichzeitig liebe und hasse. Einerseits ist es schön, nach der ganzen Arbeit wieder ein bisschen runterzukommen und wieder neue Ideen in den Kopf zu lassen. Gleichzeitig finde ich es jedes Mal total schwierig, von da aus sich auf eine der Ideen festzulegen und diese zu vertiefen. Gerade bin ich hauptsächlich damit beschäftigt, die Ideen einzusammeln. Ob aus einer davon ein neues Buch wird, weiß ich im Moment noch nicht.
Es werden aber auf jeden Fall mindestens zwei Kurzgeschichten von mir nächstes Jahr erscheinen 😊
Was ist denn dein Lieblingsbuch, falls du eines hast? Und warum?
Kein Lieblingsbuch, eine Lieblingsreihe: „All For The Game“ von Nora Sakavic. Wenn ich nur noch eine einzige Buchreihe bis zum Ende meines Lebens lesen dürfte, wäre es diese. Die Bücher sind geschrieben wie Fanfictions, voller Plotholes und die Liste mit Content Notes enthält über 30 Punkte. Aber sie tun genau das, was ich so sehr liebe – sie zeichnen die Figuren so tief, dass jede einzelne Interaktion, jede winzige Bewegung, jeder Blick etwas aussagt und eine Bedeutung hat.
Und es ist halt gay. xD
Kann man dich demnächst vielleicht mal bei einer Lesung oder auf einem anderen Event treffen?
Ich bin am 16. November auf dem Storyslam von story.one zu ihrem Textband „Erzähl mal Berlin“ und darf meinen Text lesen. Alle Infos zum Event findet man hier: https://www.thalia.de/shop/home/veranstaltungen/showDetail/38300/
Der Eintritt ist frei, wer gerade Zeit hat und Berlin ist, kann gerne vorbei kommen, ich würde mich freuen! 🥰
Darüber hinaus leite ich mit drei anderen Autorinnen zusammen das lokale Literaturnetzwerk #BerlinAuthors. Da gibt es an jedem ersten Freitag im Monat einen Stammtisch und an jedem dritten Samstag im Monat ein Treffen für gemeinsames Schreiben, auf denen ich meistens herumschwirre 😊 Alle Termininfos gibt’s auf unserer Website http://berlinauthors.de/veranstaltungen/ oder auf Instagram. Auch hier gilt – wer mag, darf gern vorbei kommen, wir sind offen für alle 💚
Danke für das schöne Interview 😊