
Titel: Farm der Tiere
Autor: George Orwell
Seiten: 141
ET: 2021 (ursprünglich 1945)
Auf der Farm findet eine heimliche Versammlung der Tiere statt, denn das alte Schwein Major hat etwas geträumt: von einer Welt, in der die Tiere frei sind und nicht mehr vom Menschen ausgenützt werden. Gleichzeitig verkündet er den Umsturz, der nun stattfinden soll, um sie alle von der Hand der Menschen zu befreien. Es soll von nun an ein neues Wertesystem herrschen: der Animalismus.
Die Tiere sind begeistert, leiden sie doch schon länger unter den Menschen, die ihnen ihre Milch und ihre Babys wegnehmen. Zudem ist der Bauer ein Alkoholiker und achtet nicht auf seine Tiere. Als er schließlich vergisst, die Tiere zu füttern, bricht ein Tumult los, in dessen Verlauf die Tiere sich selbst am Futter bedienen und die Menschen davonjagen.
Voller Tatendrang benennen die Tiere die Farm um auf Farm der Tiere – Genossenschaftsbetrieb. Von nun an wollen sie selber füreinander sorgen und ein schönes Leben ohne die Menschen führen.
Die meisten Tiere arbeiten fleißig mit, dass der Hof auch ohne Menschen läuft, man bildet eine funktionierende Gemeinschaft. An den Sonntagen haben alle frei, hissen ihre neue Flagge, die Tiere lernen lesen und schreiben und die Schweine beginnen sich verschiedenes Handwerk anzueignen. Außerdem werden die Grundregeln der Gemeinschaft fixiert:
- Alles, was sich auf zwei Beinen bewegt, gehört zu den Bösen.
- Alles, was sich auf vier Beinen bewegt oder Flügel hat, gehört zu den Guten.
- Kein Tier darf Kleidung tragen.
- Kein Tier darf in einem Bett schlafen.
- Kein Tier darf Alkohol trinken.
- Kein Tier darf ein anderes Tier töten.
- Alle Tiere sind gleich.
So leben die Tiere in ihrer neuen Weltordnung und erfreuen sich an ihrem Leben ohne Menschen. Als die zwei Hofhündinnen Welpen bekommen, nimmt sich der junge Eber Napoleon ihrer an und die Tiere vergessen schnell die Welpen, aus den Augen aus dem Sinn quasi.
Nach und nach greift der Animalismus auch auf die anderen Höfe über und der Eber Napoleon geht voll in seiner Rolle als Leitfigur des Umschwungs auf. Die Tiere beginnen nur, sich zu wundern, warum ihnen die Regeln an ihrer Scheunenwand irgendwie verändert vorkommen, warum eigentlich nur die Schweine die leckeren Äpfel bekommen und ob es ihnen ohne den Menschen wirklich besser geht…
Farm der Tiere (im Original: Animal Farm) ist eine Fabel von George Orwell aus dem Jahr 1945, die aber an ihrer Aktualität und ihrer Botschaft nichts verloren hat. Die Tiere erheben sich gegen die Menschen, von denen sie ausgebeutet, getötet und gegessen werden und nach dem Umschwung scheint es allen besser zu gehen. Die Regeln sollen für ein friedliches Zusammenleben sorgen. Doch langsam beginnen die Schweine, die „klügsten aller Tiere“, die Führung zu übernehmen und sich Vorteile zu erschleichen – alles zum Wohle der Gemeinschaft, natürlich.
Ich fand es beeindruckend, wie leise und langsam sich die Gesellschaft der Tiere von einer (nach dem vertreiben der Menschen) offenen, freien, auf Gemeinwohl sowie Individualität beruhenden Gemeinschaft hin zu einer Gewaltherrschaft entwickelt. Krass, spannend und beinahe unauffällig zugleich, zeigt die Geschichte die Entstehung des Kommunismus (Animalismus) und seine Entwicklung bzw. Verdrehung hin zum Stalinismus – also die Verehrung eines Individuums, das als gottgleich gilt (Herrschaft der Schweine mit ihrem Anführer Napoleon).
Die Geschichte gilt als Parabel auf die Sowjetunion und ihre Geschichte, bei der auf die Februarrevolution die Diktatur Stalins folgte. Obwohl ich die Farm der Tiere natürlich kenne, habe ich sie nun tatsächlich zum ersten Mal gelesen. Somit tu ich mir bei den Sternen echt schwer. Der Inhalt der Fabel ist einfach tragisch zu lesen und schwer zu akzeptieren, vor allem als dann sogar Schlachtungen gegen Systemkritiker geschehen. Allerdings sind die Darstellung und Entwicklung des Stalinismus, gleichzusetzen mit der Herrschaft der Schweine, so gut dargestellt, dass diese historische Begebenheit und die Schritte dahin einfach und verständlich sind und doch richtiggehend machtvoll vermittelt werden. Als Leser sitzt man da und man sieht die diktatorischen Tendenzen im Ganzen, doch die einzelnen Entwicklungen sind für die Tiere so klein, dass sie das perfide Verhalten der Schweine erst nach und nach als gefährlich begreifen. Die Farm der Tiere war extrem fesselnd und die einzelnen Entwicklungen der Geschichte sind erschreckend schlüssig dargestellt. Ich frage mich, warum ich dieses Buch erst jetzt gelesen habe. Zurück zu meiner Bewertung, ich gebe diesem Werk volle fünf Sterne, denn ich finde, wie bereits erwähnt, die Darstellung der politischen Entwicklungen beeindruckend und fand das gesamte Buch kurzweilig und fesselnd. Die genremäßige Einordnung fällt mir schwer, denn wirklich dystopisch ist die Geschichte ja nun nicht.
Klappentext:
Man beraubt sie der Früchte ihrer Arbeit, sperrt sie ein, beutet sie aus. Die Tiere auf dem Gutshof haben genug und proben den Aufstand – für eine bessere Welt, in der alle Tiere gleich und frei sind. Doch bald zeigt sich: Gleich heißt nicht gleich, und Freiheit ist ein kurzer Traum … George Orwells berühmte Allegorie über den Aufstand der Tiere ist bis heute der vielleicht klarste literarische Weckruf vor dem korrumpierenden Effekt von Macht. Wie schnell sich unsere Visionen von einer besseren Welt in einen totalitären Albtraum verwandeln können, das ist die zeitlose Warnung dieser Fabel.
5 Gedanken zu „Farm der Tiere (Rezension)“