Auf der Buch Wien habe ich im November das Start-up Oystar kennen gelernt, das eine total schöne und spannende Idee verfolgt: Sie machen multilinguale Kinderbücher! Vanessa Kärpel hat begonnen, für ihre eigenen Kinder Bücher zu schreiben, da sie im Handel nicht das gefunden hat, wonach sie suchte. Deshalb schloss sich sich mit Carola Koblitz und Ronnie Nagy zusammen: Die gebürtige Mexikanerin Carola ist Expertin für Mehrsprachigkeit und Sprachförderung. Ronnie ist dreisprachig aufgewachsen und ist Simultandolmetscherin. Lukas Philippovich ist der Grafiker der Oystars, der mit seiner bunten Bildsprache die Ideen der Oystars umsetzt. Mit KAI & KIKI erfüllen sie sich den Traum vom Buch. Auf ihrer Homepage erfahrt ihr noch mehr über das Team und ihr Buch und die Hintergründe ihres Unternehmens. Schaut unbedingt vorbei 🙂
Auf Instagram findet ihr Oystar unter kaikiki_oystar. Meinen Messebericht gibt’s hier: Tag 1, Tag 2. Und nun zum Interview 🙂
Ich freu mich sehr, dass wir heute unser Interview führen. Stellt euch doch zunächst einmal den Leserinnen und Lesern vor.
Unser Team hat ungarische, griechische, mexikanische, österreichische und viele weitere Wurzeln. Gemeinsam arbeiten wir daran, Mehrsprachigkeit und Multikulturalität in Kinderbüchern zu fördern.
Vanessa – Autorin, Verkauf und Meister der Münze 😉
Carola – Kommunikationsexpertin, Medienpädagogik, die gute Seele der Oystars
Ronnie – Dolmetscherin, künstlerisches Schaffen, Traum vom eigenen Buch
Lukas – Grafiker, nachhaltiges Leben, Zenmeister der Oystars
Wie ist denn die Idee für Kai & Kiki und auch für die Oystars entstanden?
Die Idee entstand aus der sprachpädagogischen Praxis, da hier passende Literatur gefehlt hat. Die Dialoge und viele Sprachlernbücher sind sehr trocken, was uns fehlte, war eine zusammenhängende Geschichte. Außerdem zeigt der direkte Vergleich von Sprachen nebeneinander sehr anschaulich, die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Sprachen (z.B., dass es im Deutschen vier Artikel gibt, im Englischen aber nur einen, usw.).
Die Sticker, die in einem Buch unzählige Kombinationen von Sprachen ermöglichen, sind sicher das Highlight und bis jetzt in dieser Form sicher das, was Kai & Kiki einzigartig macht.
Das Projekt hat auch für uns viel Kulturwissen gebracht, weil man durch die verschiedenen Sprachen lernt, welche Ursprünge und Ähnlichkeiten Wörter und Satzstellungen haben.
Der ganze Prozess ist learning by doing: man lernt alles durch’s Tun, macht Fehler und macht es dann besser, indem man daraus lernt. Das macht das ganze auch so spannend 😊
Bei unserem Verlag Oystar ist alles aus einer Hand, von der Idee bis zum Vertrieb des fertigen Buches. Das ist zwar sehr umfassend, aber dadurch kann man auch alles selbst beeinflussen und genauso gestalten, wie man es gerne möchte.
Wie war es, einen Verlag zu gründen? Habt ihr Tipps und Tricks für uns?
Besser noch – wie ist es? … immer noch mittendrin, aufregend, manchmal zermürbend, aber es fühlt sich gut an, zumindest an jedem Entstehungsprozess beteiligt zu sein. Und als Autor ist es gut zu sehen, warum am Ende des Tages so wenig übrig bleibt, wenn man sieht, wie viele Instanzen ein literarisches Werk durchlaufen muss – und sei es ein auf den ersten Blick einfaches Kinderbuch. Das “Drumherum” macht eigentlich den Löwenanteil aus. Ich glaube, Tipps und Tricks können wir dann geben, wenn wir diesen Prozess als erfolgreich abgeschlossen betrachten können – dann gibts vielleicht auch ein Tutorial mit vielen rapide gealterten, grauhaarigen Oystars – wie wir uns der Bescheiden- und Einfachheit gerne nennen 😉
Was wollt ihr mit euren Büchern für Botschaften transportieren?
Die inhaltliche Botschaft des ersten Bandes, die auch in den weiteren Geschichten transportiert werden soll, ist sicher Freundschaft über Unterschiede hinweg, gemeinsam ist man stärker und schafft es auch schwerste Hürden zu überwinden und die anfängliche Suche nach Gleichheit und Konformität schwindet zugunsten eines neuen Selbstbewusstseins – erwachsen aus der Erkenntnis, dass gerade unsere Individualität, unser “Anderssein”, wenn man so will, etwas Spannendes, Erwünschtes und Bereicherndes haben kann.
Was ist denn eure Zielgruppe?
Wir befinden uns noch in einer Phase, in der unsere ursprünglichen Pläne regelmäßig über den Haufen geworfen werden. Nicht was das Buch betrifft, es übertrifft die Erwartungen, vor allem was die Zielgruppen betrifft – es gibt nämlich keine bzw. haben wir schon Kunden von 0-99 gehabt. Der Grundgedanke war schon, Kinder von der Vorlesestufe bis hin zum eigenständigen Lesen und Sprache verfeinern zu erreichen – und das bestätigt sich auch in den Aktivitäten von Carola und Ronnie, die ständig von einer Lesung zur anderen eilen. Das Konzept wird hier in Kindergärten und Volksschulen besonders gut aufgenommen.
Auf der Buchmesse Wien habt ihr gesagt, dass natürlich noch weitere Geschichten geplant sind – habt ihr schon Ideen, worum es in euren nächsten Büchern gehen soll?
Der nächste Stopp verschlägt die beiden Vögel voraussichtlich nach Deutschland. Dort wird es einige lustige Begegnungen geben, eine altkluge Eule, ein schlauer Berliner Waschbär und ein mafiöses Wildschwein weisen diesmal den Weg, der über altbekannte kulturelle Highlights den Weg zu den Alpen weisen soll. Ein paar kleine, schlaue Anekdoten, die den Kindern spielerischen Hausverstand vermitteln sollen und einen großen Beschäftigungsteil wird es natürlich auch wieder geben.
Wie hat denn der Entstehungsprozess von Kai & Kiki von der Idee bis zum fertigen Buch ausgesehen?
Am Anfang war die Geschichte, bis diese aber mit den Übersetzungen und dem grafischen Layout abgeglichen war, haben wir sie alle ungefähr 10x umgeschrieben. Dann kam das Zeichnen, das Verhandeln mit Druckereien und auch ganz knifflig, die Übersetzungen der Sprachen, die auch mehrere Lektorate durchlaufen mussten. Dann wieder zurück zum Layout, denn es gab ja strenge Vorgaben an Platz, die jede Sprache einhalten musste. Dabei gab es eine grandiose Zusammenarbeit mit vielen Übersetzern, die teilweise aus dem Ausland gearbeitet und uns tatkräftig unterstützt haben. Viele haben ihre Hilfe angeboten, weil sie von dem Projekt und der Idee überzeugt waren.
Außerdem war es wichtig, gewisse Aussagen in jeder Sprache so auszudrücken, dass die Botschaft überall verstanden wird.
Einen gemeinsamen Nenner bei den Übersetzungen zu finden, damit alle das gleiche meinen und verstehen, war eine große Herausforderung.
Zurzeit sind auch das Marketing und der Vertrieb ein wichtiger Schritt, also beispielsweise Buchhandlungen zu kontaktieren und das Buch in deren Sortiment zu platzieren.
Inzwischen ist Kai & Kiki schon in 23 Sprachen verfügbar.
Welche Werte sind euch bei der Entstehung eines Buches wichtig?
Integrationsgedanke, Sprachpädagogik, Freundschaft, Diversität, Selbstakzeptanz trotz „Anders-sein“, dass der Weg das Ziel ist, Wissensvermittlung durch kleine Geschichten.
Der Kerngedanke der Geschichte ist: Jeder soll an der Geschichte teilhaben können und sich darin wiederfinden.
Erzählt doch ein bisschen etwas über die ProtagonistInnen eurer Geschichte.
Kai ist eine junge Krähe, die von den anderen nicht akzeptiert wird. Denn er ist nicht schwarz, wie die anderen, er hat einen weißen Bauch. Daher begibt er sich zu Beginn alleine auf die Suche nach dem Südpol, denn dort sollen Pinguine leben, die einen weißen Bauch haben, so wie er. Er war noch nie weg von zuhause, daher ist er noch sehr naiv und die meisten Tiere, die er trifft, sieht er zum ersten Mal. Er ist aber auch neugierig und mutig und verfolgt zielstrebig sein Ziel. Als er Kiki trifft, geht sie von Anfang an offenherzig auf ihn zu.
Sie hat schon mehr Erfahrung und nimmt Kai unter ihre Fittiche. Sie erklärt ihm viel, hilft ihm seinen Weg zu finden und tröstet ihn mit ihrer fröhlichen Art, wenn sie sich einmal verirrt haben. Sie zeigt ihm, dass es immer eine Lösung gibt, und färbt mit ihrem Optimismus auf ihn ab. Auch wenn sie erst recht spät in der Geschichte in sein Leben tritt, zeichnet sich schon jetzt ab, dass die zwei dicke Freunde werden.
Danke für das schöne, spannende Interview 😊




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