
Hallo Tala, wir haben uns über unser gemeinsames Hobby, Bücher, kennengelernt und ich habe dein Buch Lindenherz – 824 Jahre durch die Zeit bereits gelesen. Wie war das für dich, ein Buch zu schreiben / zu veröffentlichen?
Schreiben ist schon lange ein Hobby von mir, das während des Studiums allerdings eine Weile pausieren musste und dann ganz allmählich wieder zurückgekommen ist. Bisher sah das bei mir immer so aus: Ich hatte eine Idee und Protagonisten, die mich dann jahrelang neben dem „normalen Leben“ her durch den Alltag begleitet haben. Auch die Zeitreise-Geschichte von Katharina und Johann ist auf diese langsame Art mit mir gewachsen. Während andere Ideen nie fertig geworden sind, hatte ich diesmal aber den Ehrgeiz, am Ende ein fertiges Buch in der Hand zu halten. Deshalb hab ich auch meinen Blog gestartet, um den Prozess ein wenig zu begleiten und mich selbst zum Dranbleiben zu motivieren. Das Schreiben hat Spaß gemacht, das Überarbeiten war hart und hat das ganze Jahr 2021 gedauert. Immerhin arbeite ich nur in meiner Freizeit an meinen Geschichten.
Du hast Lindenherz als e-book und als Print herausgebracht, auf deinem Blog sprichst du an, dass Papier ein knappes Gut ist. Inwiefern hat sich der momentane Papiermangel auf die Veröffentlichung deines Buches ausgewirkt?
Ich glaube, ich habe mir für die Veröffentlichung von „Lindenherz“ einen ziemlich schlechten Zeitpunkt ausgesucht. Ich war im November 2021 fertig mit der Gestaltung und wollte das Buch im Selfpublishing quasi rechtzeitig vor Weihnachten veröffentlichen. Dabei hab ich einerseits unterschätzt, wie lange so etwas dann doch dauert. Von wegen „mit wenigen Klicks“! Ich habe dann leider wochenlang auf einen Probedruck gewartet – eben, weil das Papier knapp geworden war und das Weihnachtsgeschäft vor der Tür stand. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass die Verlage um diese Zeit angeblich siebzig Prozent ihres Jahresumsatzes verdienen. Jedenfalls hat es dann bis Jahresende gedauert, bis das Buch veröffentlicht war und dann nochmal bis Mitte Januar, bis ich dann ein paar gedruckte Exemplare zu Hause hatte. – Das ist Learning by doing vom Feinsten, würde ich sagen.
In der Danksagung deines Buches verrätst du, dass dir die Idee zur Geschichte durch einen alten Kleiderschrank im Haus deiner Großeltern kam, in dessen Mittelteil ein inzwischen halbblinder Spiegel eingelassen war. Das heißt, die Geschichte hat schon länger darauf gewartet, erzählt zu werden?
Ja, die Geschichte wartet schon WIRKLICH lange darauf, erzählt zu werden. Es gibt eine andere, überhaupt nicht ähnliche Fassung davon, die ich mal angefangen und nach einigen Seiten abgebrochen habe. Die wäre auch möglich gewesen – vielleicht schreibe ich sie irgendwann einmal mit anderen Protagonisten. Manchmal kann mich ein Gegenstand und eine dazugehörige Vorstellung so faszinieren, dass ich mir das merke (und oft auch notiere), um es irgendwann hervorzuholen.
Hat die Katharina nach dem Buch ihre Themenreihe zu Zeitreisen auf ihrem Blog WORD weitergeführt, oder war ihr das Thema nach all den Abenteuern dann doch zu intensiv 😉 ?
Das ist wirklich eine gute Frage! Ich denke, Katharina wird ihren Blog (gerade, wenn man ohne allzu sehr zu spoilern das Ende bedenkt) auf jeden Fall weiterführen. Aber bestimmt braucht sie in den nächsten Wochen erst einmal etwas Abstand vom Zeitreisen, vielleicht kommt sie gar nicht so viel zum Lesen bei allem, was sie sich vorgenommen hat! 😊
Wie war die Recherche über das Mittelalter, wie bist du da rangegangen? Ich hatte das Gefühl, dass Lindenherz sehr gut recherchiert war, mit vielen Details, die ich sonst nicht in Fantasybüchern gelesen habe.
Ich bin keine Historikerin, aber Geschichte interessiert mich sehr und durch meine Museumsarbeit hab ich schon vor einiger Zeit festgestellt, dass es noch nicht so viel Forschung zum Alltag im Mittelalter gibt. Das Forschungsfeld ist in den letzten Jahrzehnten erst so richtig etabliert worden. Viele Dinge, die man früher für richtig gehalten hat, werden durch neuere Erkenntnisse revidiert. Ganz faszinierend finde ich, dass einige junge Wissenschaftler beispielsweise ganz experimentell Rüstungen und Waffen nachbauen und dann feststellen, dass diese Ausrüstung mit der von modernen Soldaten konkurrieren kann und nicht so schwerfällig ist wie früher einmal angenommen. Jedenfalls habe ich mich ein paar Jahre lang, teilweise neben dem Schreiben her, an dieser Recherche festgebissen. Drei Buchtipps hab ich ganz am Anfang meiner Blogzeit schonmal zusammengestellt: Wie lebten die Menschen im Mittelalter wirklich? – 3 Lesetipps – Wortlicht
Die Story ist recht komplex – wie bist du das Buch angegangen? Hast du einfach drauf los geschrieben, hast du geplottet, hattest du alles im Kopf? Hast du Tipps, wie man als Autor bei Zeitreiseromanen den Überblick behält?
Bei „Lindenherz“ hab ich irgendwie alles gleichzeitig gemacht: recherchiert, geplottet, geschrieben. Vielleicht hat die Überarbeitung deshalb so lange gedauert. In jedem handschriftlichen Notizbuch (zuletzt waren es 20) hab ich ganz hinten auf der letzten Seite notiert, was in den nächsten Szenen passieren soll und dann abgehakt. Ich hatte irgendwann auch eine dreiseitige Worddatei mit Stichpunkten über den Handlungsverlauf, hab dann aber teilweise auch noch Änderungen vorgenommen. Dazu kommt, dass bei Zeitreisegeschichten ganz schnell Logikfehler entstehen können – einen davon habe ich erst ganz zum Schluss der Überarbeitung entdeckt. Bei meinem neuen Schreibprojekt bin ich ein bisschen strukturierter. Bevor ich angefangen habe, hab ich mir den Plot grob überlegt, das Setting beschrieben und teilweise gezeichnet und Protagonisten benannt, beschrieben und gezeichnet. Aber trotzdem ändere ich zwischendurch noch und füge nach hundert Seiten zum Beispiel noch eine wichtige Nebenfigur ein.
Lindenherz lässt beim Lesen (zumindest ging es mir so 😉) viel Raum für Ideen, Theorien, Spekulation: War für dich von Anfang an klar, wie die Geschichte enden soll, oder hast du verschiedene Wege in Betracht gezogen beim Schreiben?
Ich habe mehrere Wege in Betracht gezogen und es sollten auch gerne verschiedene mögliche Optionen denkbar sein. So ist das ja auch im wahren Leben. Und dann muss man das Beste aus den Konsequenzen der Entscheidung machen, die man getroffen hat. Man weiß nicht, ob es mit der anderen Option besser oder schlechter geworden wäre.
Wenn du die Katharina oder den Johann, oder beide, treffen könntest, was würdest du ihnen raten?
Oh, das ist eine schwierige Frage. Vielleicht würde ich ihnen raten, genau das zu machen, auf das sie Lust haben. 😊
Als Frau im Mittelalter hatte man es nicht leicht, die Katharina, als Frau des 21. Jahrhunderts, wird da einfach reingeworfen und das ist recht heftig. Lässt du deine Figuren gern ein bisschen leiden?
„Gerne“ ist vielleicht das falsche Wort, denn es ist ja nicht so, dass ich mir beim Schreiben ins Fäustchen lache und denke: „Hihi, jetzt wollen wir die Protagonisten mal so richtig quälen!“ Aber das Schöne an Romanen ist ja, dass man als Leserin (und Autorin) auch schlimme, komplizierte, herausfordernde Dinge mit den Romanfiguren durchleben, mitfiebern und daran wachsen kann – ohne das am eigenen Leib erfahren zu müssen. Während des Schreibens leide ich immer auch ein bisschen mit. Aber zu guten Geschichten gehören auch Fehler, Herausforderungen und Rückschläge.
Glaubst du, war es einfacher für den Johann, sich in der Neuzeit zurecht zu finden, oder für Katharina in der Vergangenheit, da sie die ja zumindest aus der Schule und Büchern schon kennt?
Das ist auch gar nicht so einfach zu beantworten. Natürlich hatte Katharina eine Art Heimvorteil, weil sie bereits viel über die Zeit und auch über neue Erkenntnisse Bescheid weiß. Andererseits kann das auch hinderlich sein, wenn man sich zu viele Gedanken macht und Dinge in Frage stellt, die man in der aktuellen Situation ohnehin nicht ändern kann. Aber ich finde, sie hat das letztlich ganz gut hinbekommen. An Johann wiederum bewundere ich seine Neugier auf Katharinas Gegenwart. An der Stelle springt er über seinen Schatten und lässt sich lieber Dinge erklären, als immer schlau und souverän wirken zu wollen. Ich finde, diese Flexibilität ist eine seiner Kernkompetenzen und er findet sich erstaunlich gut zurecht.
Ich liebe das Cover von Lindenherz. Wie war das eigentlich, hast du das Cover selbst gestaltet, oder hat das jemand für dich entworfen? Hast du das schon so im Kopf gehabt?
Das [Cover] habe ich selbst gebaut, die Schrift habe ich gezeichnet und das Foto ist bei mir in der Nähe entstanden. Vorher hatte ich schon viele andere Cover entworfen, aber ich denke, das hier ist eine gute Wahl 🙂
Du hast selbst den Prozess der Entstehung von Lindenherz auf deinem Blog dokumentiert, welche Hürden und Schwierigkeiten hattest du während des Schreibens?
Während des Schreibens dachte ich ständig, dass ich bald fertig bin. Aber dann hat es doch noch viel länger gedauert, gerade die Überarbeitung. Es war gar nicht so einfach, den Überblick über die innere Logik der Geschichte zu behalten, auch weil ich während des Schreibens manchmal noch Details geändert habe. Nach dem vierten Überarbeiten hab ich dann einen Schlussstrich gezogen.
Beschreibe dein Buch bitte in 3 Wörtern.
Zeitreise, Lovestory, Mittelalter. – Das waren jetzt Hashtags, oder?
Vielen Dank für das spannende, nette Interview und die Einblicke in den Entstehungsprozess von Lindenherz. Ich bin schon auf weitere Bücher gespannt 😉
Mehr zu Tala und ihren Büchern findet ihr auf ihrem Blog wortlicht.blog, sowie auf Instagram, Pinterest, Twitter, Facebook und YouTube. Meine Blogposts zu Lindenherz findet ihr hier: Rezension, Zitate

Hat dies auf Wortlicht rebloggt und kommentierte:
Sophie von „Bibliosophies Bücherwelt“ hat mich zu meinem Zeitreise-Roman „Lindenherz – 824 Jahre durch die Zeit“ interviewt! Ihre Fragen an mich fand ich ganz schön kniffelig: Hat die Katharina nach dem Buch ihre Themenreihe zu Zeitreisen auf ihrem Blog WORD weitergeführt, oder war ihr das Thema nach all den Abenteuern dann doch zu intensiv 😉 ? Als Frau im Mittelalter hatte man es nicht leicht, die Katharina, als Frau des 21. Jahrhunderts, wird da einfach reingeworfen und das ist recht heftig. Lässt du deine Figuren gern ein bisschen leiden? Oder: Als Frau im Mittelalter hatte man es nicht leicht, die Katharina, als Frau des 21. Jahrhunderts, wird da einfach reingeworfen und das ist recht heftig. Lässt du deine Figuren gern ein bisschen leiden?
Was ich geantwortet habe, könnt ihr in Sophies Blogpost lesen:
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Liebe Sophie,
dein Interview ist für mich der perfekte Start ins Wochenende 🙂 Es hat richtig Spaß gemacht, die Fragen zu beantworten und bei einigen musste ich ganz schön nachdenken. Ich freu mich, dass ich dich übers Bloggen kennengelernt habe!
Viele liebe Grüße und dir ein gemütliches Wochenende,
Tala
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Lliebe Tala,
das freut mich mega 😀 es war richtig spannend, dein Buch zu lesen und sich dann die Interviewfragen auszudenken 🙂 Und deine Antworten sind mega spannend! Ich freu mich auch, dass wir uns durchs Bloggen kennengelernt haben 🙂
Hab noch ein schönes Wochenende 🙂
Lg Sophie
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